Verbreitung der Moore:
In Baden-Württemberg gibt es ca. 47.200 ha „Moorböden“. Davon befinden sich über 80 % in der Region Allgäu-Oberschwaben.
Die größten zusammmenhängenden Moorgebiete sind
- das Federseeried
- das Pfrunger-Burgweiler-Ried und
- das Wurzacher Ried.
Weitere große Moore im Allgäu sind die Bodenmöser bei Isny, das Taufach-Fetzach-Moos bei Isny sowie das Arrisrieder Moos zwischen Kisslegg und Wangen.
Entstehung der Moore:
Die Moore in der Region entstanden nach der letzten Eiszeit. Aufgrund Sauerstoffmangels in wassergesättigtem Milieu konnten abgestorbene Pflanzen nicht gänzlich zersetzt werden und lagerten sich als Torf am Seegrund ab. Dieser Prozess dauerte Tausende von Jahren an. Die einstigen Seen verlandeten vollständig und wurden zu „Niedermooren“, auch „Grundwassermoore“ genannt. Verlieren die im Laufe der Jahre in die Höhe wachsenden Moore den Kontakt zum Grundwasser und werden dadurch nur noch von Niederschlagswasser gespeist, spricht man von „Hochmooren“ oder auch „Regenmooren“.
Was bedeuten die Moore für uns Menschen und unseren Lebensraum?
- Sie sind Lebensstätten für angepasste Tier- und Pflanzengesellschaften (Biodiversität)
- 40% der weltweit vorkommenden Tier- und Pflanzenarten leben in Feuchtgebieten
- Sie sind Retentionsraum für Niederschläge (Wasserhaushalt)
- Bis zu 5,6 Mio. Liter Hochwasser kann ein Hektar Feuchtgebiet aufnehmen
- Sie sind eine Senke für Kohlenstoff (Klimaschutz)
- Sie sind Kühlstandorte in aufgeheizten Landschaften
- Sie sind Zeitzeugen der Natur- und Kulturlandschaft Landschaftsentwicklung (Pollen)
- Archäologische Fundstätten
- Sie wirken auf das Landschaftsbild und die Erholung
- dienen der Umweltbildung und Naturerfahrung
Bedeutung der Moore für den Klimaschutz:
Moore sind riesige Kohlenstoffspeicher. Moore bedecken nur 3 % der weltweiten Landoberfläche, enthalten aber etwas doppelt so viel Kohlenstoff wie die gesamte Biomasse aller Wälder der Erde (31 Prozent der Erdfläche). Allein in Deutschland speichern sie 1,3 Milliarden Tonnen Kohlenstoff (Quelle: Mooratlas Heinrich-Böll-Stiftung, 4. Auflage/ Statista GmbH, 2020).
Warum Moore wieder vernässen?
Bereits ab dem 17. Jahrhundert wurden in Deutschland Moore trockengelegt. Unter großen Anstrengungen wurden Flächen für Land- und Forstwirtschaft sowie Torfabbau gewonnen. So konnten u. a. die Flächen für die Erzeugung von Nahrungsmitteln deutlich vergrößert werden.
Was in früheren Jahrhunderten einen Erfolg darstellte, stellt sich heute in einem anderen Licht dar: Durch die Entwässerung kommt der Torf mit Sauerstoff in Kontakt. Als Folge oxidiert der Kohlenstoff, welcher nach und nach als Kohlendioxid (CO2) in die Atmosphäre entweicht. Dies entspricht ca. 7 % der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen.
Durch die Wiedervernässung von Mooren, werden die CO2-Emissionen abhängig von der Höhe des Wasserstandes verringert oder weitgehend gestoppt, wodurch sich vor allem langfristig positive Effekte für das Klima ergeben.
Nutzung der Moore nach Wiedervernässung
Eine klassische landwirtschaftliche Nutzung von Grünland und Ackerflächen wird mit zunehmendem Wasserstand schwierig, sowohl was die Futterqualität als auch die Befahrbarkeit der Flächen anbelangt. Als Alternative kommt hier die sog. Paludikultur ins Spiel, nämlich die land- oder forstwirtschaftliche Nutzung nasser oder wiedervernässter Moorflächen (Universität Greifswald). Neben Beweidung solcher Flächen lassen sich aus deren Aufwüchsen, Rohstoffe für Gewerbe und Industrie gewinnen. Dies sind u. a. Fasern für Papier- und Verpackungsindustrie, Wärmedämmplatten und sowie Ausgangsstoffe für Biokunststoffe.
Ein weiteres Beispiel sind diese drei hier vor Ihnen aufgestellten Stelen, die zu 70 % aus pflanzlichem Material bestehen und in der Landwirtschaft Verwendung als Zaunpfosten finden. Diese wurden von der Arbeitsgemeinschaft Donaumoos e. V. zur Verfügung gestellt. Im Donaumoos werden diese Zaunpfosten in der Praxis zur Einzäunung von Wasserbüffeln verwendet.
Im Rahmen des laufenden Prüfprozesses Biosphärengebiet wird mit dem Leitprojekt „Inwertsetzung von Nasswiesenaufwuchs und Landschaftspflegematerialien am Aufbau von Wertschöpfungsketten vom Ausgangsprodukt „Aufwuchs“ bis zum Endprodukt gearbeitet. Hier wird also schon jetzt exemplarisch aufgezeigt, was auch in Zukunft in einem möglichen Biosphärengebiet in Allgäu-Oberschwaben geleistet werden kann: es bringt alle Beteiligten zusammen, um eine Wertschöpfungskette aufzubauen und wirksam zu machen. Dabei hilft es bei der der Finanzierung und unterstützt bei der Umsetzung.
Mehr Informationen zum Prüfprozess und Biosphärengebieten finden Sie hier: https://pruefprozess-biosphaerengebiet.de/